25.01.2022

Arlinger baut mit nachhaltigem Holz

Carsten von Zepelin (Baugenossenschaft Arlinger, Vierter von links), Baubürgermeisterin Sibylle Schüssler (vorne), Vertreter des Architekturbüros PW Schmidt, der Firma ZÜBLIN und des Pforzheimer Forsts begutachten den ersten Holzeinschlag
Foto ZÜBLIN Timber, Sandra Sitzmann
Foto ZÜBLIN Timber, Sandra Sitzmann

Derzeit errichtet das beauftragte Generalunternehmen ZÜBLIN (Bereich Karlsuhe) die Fundamente des Holz-Hochhauses CARL im Stadtteil Arlinger. Ab dem Sommer sollen dann die hölzernen Komponenten des 14-stöckigen Gebäudes schnell in die Höhe wachsen. Das Holz dafür wird derzeit geerntet. Und zwar ganz in der Nähe: im Pforzheimer Stadtwald ahe Büchenbronn, zwischen Herrmannsee und Aussichtsturm.

Dass die Fichten und Weißtannen überwiegend aus Wäldern der Umgebung stammen, ist ein erfreuliches Indiz für den beständigen Holz-Reichtum der Region.
Überdies erreicht man natürlich den größten positiven Klimaeffekt, wenn Bauholz regional verwendet wird. Ein entscheidender Grund für den regionalen Bezug ist aber auch einfach die nach Umweltgesichtspunkten exzellente Qualität des Pforzheimer Holzes:
Es ist PEFC-zertifiziert. PEFC ist ein transparentes und unabhängiges System zur Sicherstellung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung und damit ein weltweiter "Wald-TÜV". PEFC ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung "Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes", also ein "Programm für die Anerkennung von Forstzertifizierungssystemen".
Waldzertifizierung nach den Standards von PEFC basiert auf den sehr strengen Richtlinien für die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern. Diese Bewirtschaftung wird durch kompetente und unabhängige Organisationen kontrolliert.
Die Stadt Pforzheim verweist auf ihrer Website (https://www.pforzheim.de/stadt/umwelt-natur/wald-und-forstwirtschaft/waldbewirtschaftung.html) ebenfalls auf die Grundsätze einer naturnahen Waldbewirtschaftung. Konkret: Es wird nur soviel Holz eingeschlagen und genutzt, wie laufend wieder nachwächst. Aktuell entspricht dies im Stadtwald einer nutzbaren Holzmenge von jährlich 8.000 - 8.500 Festmetern (=m³). Die Holzernte wird möglichst waldschonend im Herbst und Winter durchgeführt.

Holz als Baustoff wird bereits verstärkt eingesetzt.
Denn die Zement- und Stahlproduktion für die klassische Bau-Industrie zeichnen bisher verantwortlich für einen erheblichen Anteil unseres Energieverbrauchs und des CO2-Ausstoßes. Holz dagegen ist klimaneutral.

Die Baugenossenschaft Arlinger beziffert bei ihrem aktuellen Projekt CARL die CO2-Einsparung gegenüber einem konventionell gebauten Gebäude mit 2.000 t CO2.
Entscheidend für diese vorbildliche CO2-Bilanz ist allerdings eben der nachhaltige Charakter des genutzten Holzes. Das Gegenteil wäre der Raubbau, das überschießende Abholzen gesunder Bäume. Ausgewogene, planvolle Hege und Pflege des Wald-Bestandes ist von grundlegender Bedeutung.
Am Beispiel CARL: 700 m³, die Holzmenge, die ZÜBLIN Timber für das Arlinger-Projekt insgesamt verbaut, wächst deutschlandweit in weniger als 5 Minuten nach. Nicht zuletzt aus diesen Gründen begleiten die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) sowie die EU das Projekt als Partner und Förderer.

Jürgen Bauhus, Professor für Waldbau an der Universität Freiburg:
„Walderhebungen belegen, dass die Holzvorräte in unseren Wäldern stetig gewachsen sind. Sie noch weiter zu erhöhen, ist für viele Funktionen des Waldes nicht zielführend, auch nicht für die Biodiversität."
Für Deutschland belegen die Daten der Bundeswaldinventur und der Bodenzustandserhebung Wald, dass die Kohlenstoffvorräte in den Wäldern ansteigen – und zwar sowohl im Boden als auch in der oberirdischen Biomasse. "Die Nutzung von Holz aus deutschen Wäldern hat also eindeutig positive Klimaschutzeffekte", bekräftigt Bauhus.

Außer CARL, dem Hochhaus, gehören zu dem Arlinger Wohnungsbau-Projekt zwei angrenzende Gebäuderiegel mit vier bzw. sechs Geschossen. Neben insgesamt 73 neuen Wohnungen inklusive Tiefgaragenstellplätzen werden in dem Gebäude-Ensemble auch eine Kindertagesstätte und ein Gastronomie-Betrieb Platz finden. Alle Tiefgaragenstellplätze werden mit Ladestationen für E-Autos ausgestattet und auf dem Dach sorgen Solarpaneele für hauseigenen Strom. Und: CARL wird ein Energieeffizienz-Haus mit  KfW-Standard 55.

Carsten von Zepelin, Vorstandsvorsitzender der Baugenossenschaft Arlinger:
„CARL ist als Holz-Hybrid-Hochhaus konzipiert. Das heißt: Nicht alles wird aus Holz gebaut. Dort, wo es vor allem aus brandschutztechnischen Gründen notwendig ist, bleiben wir bei Stahl und Beton. Aber der Charakter des Hauses ist eindeutig vom Holz geprägt: Fassaden-Elemente aus Douglasie, Deckenmodule aus Brettsperrholz, Außenwände in Holzrahmen-Bauweise.“

Die endgültige Fertigstellung des Projekts ist nach gut zwei Jahren Bauzeit für November 2023 geplant.

 Quelle: Baugenossenschaft Arlinger eG